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Mi., 24. August 2022Lesezeit 10 minFather Hans Buob

22. Sonntag

Biblische Predigten zu den Sonntagsevangelien im Lesejahr C

Ⓒ Photo by Clem Onojeghuo on Pexels

Bibelstellen


Lukas 14,1.7-14

Und es geschah: Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Biblische Predigten


„Und es geschah: Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis.“ (vgl. Vers 1.7a)

Wieder nutzt Jesus eine Situation, um eine ganz wichtige Predigt zu halten. Er knüpft dabei erneut an einen aktuellen Anlass an. Hier ist er bei einem Gastmahl eingeladen, und diese Situation ist für ihn nicht gerade angenehm, denn er soll ja beobachtet werden. Aber Jesus nimmt die Einladung dennoch an und er gibt allen Anwesenden eine Lehre, auf Grund dessen, was er beobachtet hat.

Die Pharisäer beobachten Jesus wieder ganz genau und laden ihn eigentlich mit einer falschen Absicht ein. Aber Jesus, der mit seinen Jüngern noch immer auf dem Weg nach Jerusalem ist, wo ihn Tod und Auferstehung erwarten, schaut sich seinerseits das Benehmen dieser Geladenen an, die sich die ersten Plätze aussuchen. Es war scheinbar ein richtiges Gerangel. Jesus nutzt dieses Benehmen der Anwesenden, um ihnen in einem Bild höhere Wahrheiten zu veranschaulichen, denn ihm geht es jetzt um das Ziel, um das, was er in Jerusalem eigentlich tun will: sie alle erlösen, zum Vater führen und auf Gott aufmerksam machen.

„Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (vgl. Vers 7b-11)

Jesus spricht von einer Hochzeit. Bei ihr gibt es eine Rangordnung der Gäste, die durch Namensschilder, Tischkärtchen oder wie auch immer festgelegt wird. Interessant ist, dass an zwei Stellen das persönliche Verhältnis des Geladenen zum Gastgeber geschildert wird, ähnlich unserem Verhältnis zu Christus, der uns ja zum ewigen Gastmahl geladen hat. Und genau um dieses Verhältnis geht es. Wie kalt und beschämend klingt das erste Wort: „Mach diesem hier Platz!“ Wenn du dich oben hinsetzt und der Gastgeber kommt und dich weiter runter schickt, ist das beschämend. Wie herzlich klingt dagegen das zweite Wort an den Geladenen: „Mein Freund, rück weiter hinauf!“ Die ganze Ehre ist noch dazu eingetaucht in die persönliche Liebe des Gastfreundes. Zum andern hat er nur gesagt : „Mach diesem hier Platz!“ Ihn aber nennt er Freund. Und dieses „Freund“ spricht der Gastgeber eigentlich ganz erschrocken darüber, dass sein Freund so weit unten sitzt. Er will damit sagen: Was tust du da unten? Du gehörst doch an meine Seite! Dieses Wort „weiter hinauf“ zeigt einen ganz persönlichen, warmen Ton. Es ist gleichsam die Einladung Gottes, die Einladung Jesu an die Letzten, an die, die sein Erbarmen brauchen: Komm näher zu mir!

Jesus lehrt dann die Anwesenden – er spricht ja zu allen, die bei diesem Gastmahl dabei sind – Demut und Rücksichtnahme auf die Mitmenschen. Paulus drückt das im Philipperbrief noch genauer aus: „In Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.“ (Phil 2,3) Das ist die nötige Grundhaltung. Es gehört zum Wesenszug eines echten Jüngers und Nachfolgers Christi, den andern höher zu schätzen als sich selbst. Armut, Demut und Rücksichtnahme ist die Grundhaltung, von der Jesus in der Bergpredigt spricht. Wenn wir versuchen, so zu leben, dann kann der Herr uns anrufen. Wenn ich mich vor Gott arm fühle und als Sünder erkenne, dann weiß ich, es ist alles Geschenk. Jesu Barmherzigkeit zieht ja gerade den Sünder an, der seine Sünde erkennt und bekennt und um seine Armut weiß. Demut ist der Mut, zur eigenen Armut zu stehen.

Das Wort Vergleich oder Gleichnis zeigt, dass es Jesus nicht um irgendwelche Klugheitsreden geht, sondern um die innere Haltung des Sünders, nämlich das Arm-Sein und Klein-Sein vor Gott. Das ist die Grundhaltung des wahren Christen: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,45) Diese Grundhaltung Jesu soll auch die Grundhaltung des Jüngers sein, der ihm nach Jerusalem folgt.

Wenn Jesus hier von einem Hochzeitsmahl spricht, so ist das ein Hinweis auf das Handeln Gottes am Ende der Tage beim Endgericht, wenn die große Hochzeit des Lammes beginnt. Er erniedrigt den Stolzen und erhöht den Demütigen. Paulus nennt sich in diesem Sinne den ersten unter den Sündern. Und Vinzenz Pallotti betet: Ich bin der größte Sünder, deshalb kannst du, Jesus, aus mir auch das größte Wunder deiner Barmherzigkeit machen. Das ist wahre Selbsterkenntnis.

„Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (vgl. auch Mt 23,12). Das ist bereits der Blick auf das Endgericht. So benutzt Jesus das, was er beim Gastmahl beobachtet hat, um allen, vor allem aber denen, die seine Worte hören und annehmen und ihm folgen, eine Lehre über die Nachfolge zu erteilen.

„Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“ (vgl. Vers 12-14)

Hat Jesus bisher alle angesprochen und jedem der geladenen Pharisäer ins Gewissen geredet, so wendet er sich jetzt direkt an den Gastgeber. Er ermahnt ihn vor allen Anwesenden zur Wohltätigkeit. Diese Mahnung sollen alle mithören, denn sie alle sollen ja danach handeln. Jesus geht also auf die Absicht des Gastgebers überhaupt nicht ein. Die Pharisäer wollten ihn ja prüfen, aber Jesus lässt es gar nicht dazu kommen, sondern beginnt seine Botschaft zu verkünden.

Jesus verbietet natürlich nicht, Freunde einzuladen, aber er verbietet ein Dreifaches: Erstens, dass wir unsere Speise nur an Freunde und Reiche vergeuden, wenn Arme sie so sehr bräuchten; Zweitens, Liebe darin zu sehen, nur diejenigen zu bewirten, die wir lieben und die uns freundlich gesonnen sind und Drittens, Gutes zu tun mit der Absicht, dass es uns wieder vergolten wird. Jesus drückt das ganz deutlich aus und enthüllt so die Absicht des Gastgebers. Wer von den Menschen den Lohn für seine Taten erwartet – und das tut der Gastgeber, er hofft ja, wiederum von seinen Gästen wieder eingeladen zu werden –, hat den Lohn Gottes verscherzt.

Mit seinem Hinweis auf die Auferstehung der Gerechten deutet Jesus auf das Ziel hin und auch darauf, welchen Lohn wir erwarten sollen. Ziel ist die Auferstehung. Ziel ist die Hochzeit des Lammes. Und unser Lohn wird etwas sein, das wir uns nicht verdienen können, etwas, das uns Gott im Übermaß seines Erbarmens gibt. Deshalb ist selig, wer den Rat Jesu befolgt und solche Gäste einlädt, die es ihm nicht vergelten können, denn es wird ihm bei der Auferstehung der Gerechten vergolten. In einem anderen Evangeliumstext heißt es: Wir sollen unseren Schatz im Himmel anlegen. Wir sollen mit dem ungerechten Mammon, d.h. mit den irdischen Dingen einen ewigen Schatz gewinnen. Zur Auferstehung der Gerechten gehören die Menschen, die bereits in dieser gegenwärtigen Welt nach den Grundgesetzen der künftigen Welt denjenigen Liebe erweisen, die der Liebe am meisten bedürfen. Wenn wir das tun, wird uns von Gott alles geschenkt. Wir können dieses Geschenk Gottes nicht bezahlen, denn es ist unendliche Liebe und unendliches Erbarmen. Wir sollen jetzt schon dieses Grundgesetz der künftigen Welt leben, indem wir genau so handeln wie Gott an uns handeln wird, und denen alles geben, die es nicht vergelten können – ganz gleich worum es sich handelt: das kann auch Teilen unseres Wissens sein, unseres Glaubens, unserer Liebe, unserer Barmherzigkeit oder eben irdischer Güter.

Prüfen wir wieder unser eigenes Leben: Wie sieht es da aus? Gebe ich nur an Weihnachten? Gebe ich nur, damit auch ich wieder etwas bekomme, oder gebe ich denen, die mir nichts dafür zurückgeben können, ganz gleich, auf welcher Ebene? Halten wir uns an dieses Grundgesetz der kommenden Welt, das da lautet: Gott schenkt mir alles umsonst und so schenke auch ich umsonst, ohne etwas zu erwarten. ∎

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