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Mi., 21. September 2022Lesezeit 10 minFather Hans Buob

26. Sonntag

Biblische Predigten zu den Sonntagsevangelien im Lesejahr C

Interior of a Palace with Elegant Figures Dining. Parable of Lazarus and the Rich Man, by Bartholomeus van Bassen.

Bibelstellen


Lukas 16,19-31

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

Biblische Predigten


„Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß.“ (vgl. Vers 19-23)

Das vorliegende Gleichnis hat einen sehr tiefen Sinn. Man darf es allerdings nicht rein mechanisch anwenden in dem Sinne, dass jeder Arme, unabhängig von seiner Denk- und Lebensweise automatisch in den Himmel kommt und umgekehrt jeder Reiche automatisch in die Hölle. Das ist nicht die Aussage des Gleichnisses.

Der Arme, der als krank, arm in jeder Hinsicht und vollkommen ausgeliefert geschildert wird, wird – wörtlich aus dem Griechischen – „vor das Haus des Reichen geworfen“, also gleichsam weggelegt in der Hoffnung, der Reiche werde ihm schon etwas geben. Er konnte sich also selbst gar nicht mehr helfen. Er konnte sich nicht einmal mehr auf die Füße stellen. Man hat sich seiner regelrecht entledigt, ihn „weggeworfen“. Und als er starb, „wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen.“ Beim Reichen hingegen heißt es nur ganz kurz: „Er wurde begraben.“ Das ist der entscheidende Unterschied und Gegensatz: Für den Armen war der Tod das Ende seines Leidens, für den Reichen das Ende seines irdischen Glückes.

„Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.“ (vgl. Vers 24-26)

Als der Reiche aufblickt, Abraham sieht und Lazarus in seinem Schoß und um Hilfe bittet, sagt Abraham: Selbst wenn wir wollten, diese Kluft kann man nicht mehr überwinden. Das ist eine sehr klare Aussage Jesu auf das Endgültige hin, über die Kluft zwischen Himmel und Hölle.

Dass Abraham den Reichen als „Kind“ anspricht ist dennoch ein Ausdruck großen Mitleids. Der Himmel wird immer Mitleid haben. Er wird nie hassen, auch nicht die, die ihn hassen, also die – wie wir sagen – Verdammten. Das ist an dieser Stelle so wunderbar ausgedrückt. Aber dennoch bleibt die ganz klare Aussage: Es gibt kein Herüber und Hinüber zwischen Himmel und Hölle mehr.

Der Reiche verharrte zu Lebzeiten in unbußfertigem Unglauben. Er ist regelrecht blind gewesen für diesen Armen und Schwachen – und damit ist gemeint: taub für die Lehre, für die Botschaft Jesu vom Heil, die sich konkretisiert in der Nächstenliebe. Dabei hat er den Armen ja nicht verflucht oder angespuckt, sondern ihn einfach übersehen. Er war so geblendet von seinen Gütern, dass er das, was die Botschaft Jesu verlangt, die Nächstenliebe, die sozusagen vor seiner Tür liegt, nicht gesehen hat.

Dies Aussage des Gleichnisses ist ganz entscheidend: Das Hängen an Geld und Gut, an materiellen, aber auch an geistigen Gütern wie Ehre, guter Name, Bekannt-sein-Wollen usw. macht taub für die Botschaft Jesu vom Heil. Das ist eine Erfahrung, die Menschen im Christentum schon immer gemacht haben. Wie oft geschieht es, dass gläubige Menschen – wenn sie zu plötzlichem Reichtum kommen, seien äußere Güter oder Ansehen und Macht – mit einem Mal von der Wahrheit abirren, dass sie plötzlich aus sich selbst heraus etwas sein und ihre eigene Meinung verkünden wollen – selbst wenn diese dem Gebot Gottes entgegensteht und aus Irrlehren besteht. Das habsüchtige Festhalten an egoistischen Werten macht taub für die Botschaft vom Heil und führt automatisch zum Stolz. Menschen, die sich von dieser Haltung leiten lassen, wollen sein wie Gott und glauben alles besser zu wissen als er. Das ist eine ganz große Gefahr, die wohl jeder von uns aus seinem eigenen Leben kennt. Davor ist niemand von uns gefeit. Und dazu müssen wir kein Millionär sein. Wenn wir nur ein bisschen an etwas Weltlichem hängen, ihm wirklich anhängen, merken wir ganz schnell, wie wir taub werden für die Botschaft vom Heil.

Umgekehrt sollten wir nun daraus aber nicht schließen: „Ja, man muss wieder arm werden, dann kommen wir wieder zum Glauben.“ Das ist sicherlich nicht der Weg zum Glauben: arm werden, nur um dann wieder zu Gott um Hilfe zu schreien. Der Weg zum Glauben ist vielmehr ein Weg der Liebe, unabhängig davon, wie viel wir besitzen.

„Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“ (vgl. Vers 27-31)

Dann kommt diese wunderbare Bitte des Reichen: Ich habe noch fünf Brüder. Abraham, schick doch Lazarus zu ihnen, damit sie sich bekehren und nicht auch an den Ort kommen, wo ich bin. Diese fünf Brüder also – das wird hier sehr deutlich, denn sie sollen ja umkehren – sind ebenso unbußfertig wie der Reiche. Wie er verharren sie im Unglauben. Es genügt ihnen ihr momentaner Besitz und sie denken überhaupt nicht weiter, an den eigentlichen Sinn des Lebens.

In der Antwort Abrahams auf die Bitte des Reichen: „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören“ wird deutlich: Wenn sie auf das Wort Gottes nicht hören, werden sie auch nicht umkehren und glauben, „wenn einer von den Toten aufersteht.“ Wir finden nicht durch Wunder oder andere außergewöhnliche Ereignisse zu Gott und zum Glauben, sondern nur in der Kraft des Wortes Gottes. In der Kraft dieser Speise des Wortes Gottes werden wir glaubensfähig, denn dieses Wort Gottes ist Kraft und Leben. Es bewirkt in uns, was es sagt. Deshalb ist es eine so wichtige Form der Evangelisation, einem Menschen, der vielleicht im Glauben schwach ist oder noch gar nicht zum Glauben gefunden hat, unaufdringlich eine Hl. Schrift zu schenken, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, und Jesus zu bitten, er möge diesem Menschen eine Bibelstelle zeigen, durch die er ihn mit seinem Wort ins Herz treffen kann. Auf diese Weise hat sich etwa der hl. Augustinus bekehrt: Er hörte eine Stimme: Nimm und lies!, nahm die Heilige Schrift, schlug sie auf und wurde ins Herz getroffen. Oder der hl. Antonius, der Wüstenvater. Er kam in die Heilige Messe und hörte das Gleichnis vom reichen Jüngling. Er war so betroffen, dass er heimging, all seinen Besitz weggab, in die Wüste ging und der große Wüstenvater wurde. So werden Menschen immer wieder vom Wort Gottes getroffen. Deshalb kann man letztlich nichts Tieferes tun als den Menschen das Wort Gottes anzubieten, wenn man spürt, es ist klug, sie sind bereit dazu – und dann auch im Gebet zu bleiben und um die Gnade bitten, dass der Geist Gottes sie selber drängt, die Hl. Schrift aufzuschlagen, vielleicht aus Neugierde, und dass ein Wort Gottes sie anspricht und ins Herz trifft, wenn sie hineinschauen.

Dennoch werden die Menschen „sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“ Es gibt heute so viele registrierte Wunder. Jede Heilig- oder Seligsprechung verlangt ein außergewöhnliches Wunder, das von Ärzten anerkannt wird. Alle Atheisten könnten sich also auf der ganzen Welt davon überzeugen und müssten dann eigentlich daraufhin alle glauben. Aber bekanntlich ist das nicht so.

Denn Voraussetzung für den Glauben ist ein weiterer Aspekt, wie er in diesem Bild ausgedrückt wird: Wie bereits oben festgestellt, ist ja nicht gemeint, dass, wenn einer arm ist, er automatisch in den Himmel, und wenn einer reich ist, er automatisch in die Hölle kommt. Es geht vielmehr um die Gefahr, die der Reichtum in sich birgt: Der Reiche – reich in jeglicher Hinsicht –, der genug hat und an den Dingen hängt, muss aufpassen, dass er nicht daran hängen bleibt und taub wird für die eigentliche Heilsbotschaft, für den eigentlichen Sinn des Lebens. Er wird sich immer wieder fragen müssen, ob er wirklich auf dem Weg des Heiles ist, und sich bei der Beantwortung dieser Frage an der Nächstenliebe orientieren müssen. Diese Liebe ist das Hauptgebot. Das wird hier deutlich.

Umgekehrt der Arme, der Weggeworfene und Hilflose, der also total auf Gott angewiesen ist: Hier geht es um die Freiwilligkeit, Armut vor Gott wirklich bewusst zu leben, um ein Vor-Gott-hilflos-Sein. Die bekannte Seligpreisung „Selig die Armen im Geist“ – das ist dieses Kind-Sein vor Gott, dieses sich ganz von Gott abhängig wissen, dieses ganz Gott-hingegeben-Sein. Um diese biblische Armut geht es, denn wer nur arm ist ohne zu glauben, kommt nicht in den Himmel. Es geht um diese Armut, die ich aushalte vor Gott. Es steht nirgendwo im Gleichnis, dass der Arme, dass Lazarus gehadert oder geschimpft hätte. Er hat alles ausgehalten bis zum Tod.

Es geht hier um diese erforderliche Grundhaltung der Armut vor Gott, der Demut. So wie ich bin, so halte ich mich aus, mit meinen Schwächen – bildlich gesprochen mit meinen Geschwüren – auch mit meinen Sünden, mit allem, was mich noch belastet, in aller Demut. Der Stolze hingegen ist der, der auch geistlich / geistig stolz ist – denken wir an die Pharisäer, die Jesus ja auch anspricht, die sich einbilden, sie hätten ein Recht auf den Himmel und weil sie anständig leben und gute Werke tun, könnten sie sich den Himmel gewissermaßen erkaufen. Der Reiche ist derjenige, der seinen Besitz hat, sein Eigentum, das ihn vermeintlich glücklich macht: Er glaubt, sich mit seinem Reichtum den Himmel erkaufen zu können. Aber gerade diese Reichen werden den Himmel verpassen, weil sie alles selber machen wollen. Ich kann mir das Unendliche, das ewige Leben, nicht erarbeiten oder erkaufen. Ich kann es mir nur schenken lassen. Es ist reines Geschenk von Gott her. Und was ich Gott gegenüber tue, ist reine Liebe zu Gott.

Wir müssen dieses Bild in seiner Tiefe sehen: Jesus bringt hier ein Gleichnis, das etwas über diese geistliche Armut sagen will, über das Ganz-ausgeliefert-Sein, das Sich-Aushalten in dieser Welt, auch wenn wir verachtet oder übersehen werden. Es will aber auch etwas sagen über dieses Blind-Sein für das, was eigentlich die Botschaft Jesu ist, nämlich die Nächstenliebe, die Liebe überhaupt. Prüfen wir uns selbst einmal: Welche Grundhaltung ist in mir? Ist es die Grundhaltung der Armut und der Demut? Bin ich vor Gott wie ein Kind? Erwarte ich alles von ihm? Ist mein Tun Gott gegenüber reine Liebe, ein Aushalten aus Liebe mit ihm? Oder bin ich stolz, schaue andere verächtlich an und verurteile sie, weil sie z.B. in meinen Augen ein laues Glaubensleben führen? Bin ich mir selber so sicher, dass ich garantiert in den Himmel komme, weil ich ja so lebe „wie es sich gehört“? Diese Grundhaltung will Jesus hier sehr deutlich zeigen und vor allem die Bedeutung des Wortes Gottes: Der Reiche, der selbstsicher ist und selbstbewusst und meint, er habe sich durch sein Leben von Gott den Himmel als Lohn verdient, muss zunächst einmal offen werden für das Wort Gottes. Wenn einer von den Toten aufersteht, wird er sich sonst höchstens noch bestätigt fühlen in seinem Reichtum. Er muss auf das Wort Gottes hören, damit es ihn im innersten Herzen seiner Gesinnung treffen und sich seine Grundhaltung verändern kann. Das aber kann nur durch das Wort Gottes geschehen.

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