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Mi., 12. Oktober 2022Lesezeit 10 minFather Hans Buob

29. Sonntag

Biblische Predigten zu den Sonntagsevangelien im Lesejahr C

Ⓒ Photo by Dante Di Natale on Cathopic.

Bibelstellen


Lukas 18,1-8

Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?

Biblische Predigten


„ Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:“ (vgl. Vers 1)

Jesus befindet sich mit seinen Jüngern noch immer auf dem Weg nach Jerusalem. Vor Beginn der heutigen Perikope hat Jesus zu ihnen von seiner Wiederkunft gesprochen. Jetzt fordert er seine Jünger auf, im Gebetsleben nicht müde zu werden, bevor das Ziel erreicht ist, falls sich also seine Wiederkunft hinauszögert. Die Mahnung zum Gebet steht hier in enger Beziehung zur Erwartung seiner Wiederkunft.

Da müssen auch wir uns wieder fragen: Ist die Sehnsucht nach dem Kommen Jesu wirklich der tiefste Gegenstand unseres Betens? Rechnen wir wirklich heute oder morgen mit der Wiederkunft des Herrn? Denn wenn wir wirklich damit rechnen würden, würden wir in unserem Beten nicht nachlassen. Wenn wir es aber hinausschieben und denken: So eilig ist es ja nicht, ermüden wir sehr leicht in unserem Beten.

„In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.“ (vgl. Vers 2-5)

Wegen dieser Gefahr der Ermüdung bringt Jesus nun das Gleichnis vom ungerechten Richter. Er drückt sich dabei sehr drastisch aus, damit deutlich wird, was er uns zu sagen hat. Der Richter wird ganz bewusst als gottlos, egoistisch und ungerecht bezeichnet. Er will der Witwe einfach nicht zu ihrem Recht verhelfen. Er hofft, dass sie endlich nachgibt, wenn er sie immer wieder abweist. Denn eine Witwe in der damaligen Zeit war eine wehrlose und schutzlose Person, die man eigentlich leicht abwimmeln konnte. Niemand würde für sie eintreten. Doch diese Witwe gibt nicht nach. Immer wieder kommt sie zu ihm. Und da verschafft der Richter ihr schließlich Recht, aus Angst, sie könnte ihn noch ins Gesicht schlagen.

„Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?“ (vgl. Vers 6-7)

In der Deutung des Gleichnisses stellt Jesus nun dem ungerechten Richter den gerechten Gott gegenüber. Wenn schon dieser ungerechte Richter – aus Angst – geholfen hat, wie viel mehr wird Gott seinen Auserwählten zum Recht verhelfen – aus Liebe!

Es heißt hier ausdrücklich: das Recht – also mit Artikel. Es geht hier also um das Recht schlechthin, nämlich die Rettung bei der Wiederkunft des Herrn. Gott wird seinen Auserwählten Gerechtigkeit und Erlösung verschaffen. Und diese Auserwählten sind ein besonderer Gegenstand der göttlichen Fürsorge, denn sie rufen Tag und Nacht zu ihm, d.h. sie bleiben beharrlich im Gebet. Das Schreien will hier das gesteigerte Bitten ausdrücken: Sie lassen nicht nach, sondern steigern vielmehr noch ihr Bitten um das Kommen des Herrn – trotz oder gerade wegen des längeren Verzuges ihrer Erhörung. Gerade dann also, wenn die Erhörung des Gebets sich scheinbar hinauszieht, soll das Bitten nicht nachlassen, sondern sich sogar steigern.

Das ist auch für uns immer wieder die Gefahr, dass wir sehr schnell nachlassen in unseren Bitten, die wir an Gott richten, wenn sie nicht sofort erfüllt werden – und zwar so, wie wir es wollen. Jesus gibt uns hier eine klare Antwort: Gerade je länger es dauert, umso mehr sollen wir das Beten steigern und eben nicht nachlassen.

Wir erleben ja immer wieder, dass unsere Gebete scheinbar unerhört bleiben. Und tatsächlich lässt Gott uns oft aus Gründen seiner Weisheit und Liebe warten. Es ist nicht Unmut über die „böse“ Welt, sondern es ist Langmut mit seinen Auserwählten, denn durch dieses Warten soll in uns ja etwas wachsen, damit Gott uns erhören kann. Anfangs sind unsere Bitten oft oberflächlich. Ob unser Bitten ernst gemeint ist und wir wirklich etwas von Gott erwarten, zeigt sich erst im ausdauernden Beten. So wie die Witwe den Richter, sollen die Seinen Gott anhaltend bitten. Und anders als der unbarmherzige Richter weist Gott nie zurück, er schweigt nur manchmal um im Bittenden das Vertrauen wachsen zu lassen. Und aufgrund dieses Vertrauens und Glaubens kann Gott dann noch ganz anders antworten als wir es erbitten können. Dieses Warten ist somit Mittel zur Läuterung unseres Lebens in der Nachfolge, es ist Entwicklung zur geistigen Reife: Ein unreifer Mensch wird sofort aufhören zu beten, wenn sein Bitten nicht sofort so erfüllt wird, wie er das will. Voraussetzung für Gottes Wirken aber ist der Glaube. Dass ich nicht aufhöre zu bitten ist Ausdruck des Vertrauens und des Glaubens: Ich traue diesem Gott, auch wenn ich gefühlsmäßig innere Zweifel habe. Diese Zweifel kann ich nicht auflösen, aber ich tue Schritte des Glaubens, indem ich weiter bete und weiter bitte. Dieses Tun des Glaubens ist das Entscheidende.

„Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen.“ (vgl. Vers 8a)

An dieser Stelle heißt es im Griechischen wörtlich: „Ich sage euch: Gott wird in Eile ihnen das Recht verschaffen“ – auch hier steht also wieder der Artikel, geht es nicht einfach um irgendein Recht, sondern um das Recht.

Was dieses „in Eile“ angeht, so könnte man ja oft den Eindruck gewinnen, dass das eher nicht zutrifft, sondern dass wir im Gegenteil oftmals sehr lange warten müssen. Doch dieses „in Eile“ ist ein göttliches Zeitmaß, nämlich im Hinblick auf die ganze Zeit des Wartens in Geduld. Sobald Gott handeln darf und kann, sobald mein Vertrauen und mein Glaube gewachsen sind, wird er sofort handeln. Aber er kann nicht schneller zur Erlösung eilen als es seine Weisheit und Liebe erlauben und als es uns wirklich zum Heil ist. Wenn er es zu früh tun würde, wäre die Erhörung zu oberflächlich oder vielleicht sogar zu unserem Schaden. Da wir das aber letztlich nicht selbst entscheiden und wissen können, sollten wir es seiner Weisheit und Liebe überlassen. Das ist der Sinn dieses Warten-Lassens.

„Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“ (vgl. Vers 8b)

Alles, was geschehen muss, wird endlich und plötzlich am Ende der Tage hereinbrechen. Es geht ja noch immer um die Wiederkunft des Herrn und um das Ausharren im Gebet, wenn sie sich hinauszögert. Aber dieses Ausharren im Gebet gilt selbstverständlich für alle unsere Gebetsweisen und für alles, um was wir ihn bitten. Und dieser Tag des Herrn wird dann auf einmal, plötzlich und unerwartet, hereinbrechen.

Wird aber der wiederkommende Menschensohn – es heißt auch hier wiederum nicht einfach irgendeinen Glauben, sondern – den Glauben finden? Jesus meint hier den ganz konkreten Glauben des nicht ermüdenden Bittens um sein Kommen, den ausharrenden Glauben. Diese zweifelnde Frage des Herrn soll uns eigentlich anspornen, im gläubigen Gebet nicht matt zu werden und nicht nachzulassen. Denn seine Frage ist ja leider nur allzu berechtigt: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?“

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