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Mi., 19. Oktober 2022Lesezeit 10 minFather Hans Buob

30. Sonntag

Biblische Predigten zu den Sonntagsevangelien im Lesejahr C

Ⓒ Photo by Mimi Moromisato on Pexels

Bibelstellen


Lukas 18,9-14

Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Gleichnis: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause hinab, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Biblische Predigten


„Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Gleichnis:“ (vgl. Vers 9)

Es ist schon interessant, dass wir in den verschiedenen Evangelien von Jesus immer wieder auf diese eine bestimmte Grundhaltung zurückgeführt werden, die auch hier wieder zum Ausdruck kommt: dass wir nämlich nur von Gott alles erwarten sollen und dürfen. Jesus spricht in diesem Evangelium also zu denen, die auf sich selbst vertrauen. Im Griechischen steht hier der Perfekt, d.h. diese Menschen vertrauen schon immer in ihrem Leben, jetzt und auch in Zukunft, nur auf sich selbst: Ihre Werke sind für sie die Garantie, dass Gott ihnen den verdienten großen Lohn gibt.

Diese Haltung aber, dieser „Bazillus“, steckt in jedem von uns. Auch wir erwarten immer wieder von unseren eigenen Werken die ewige Belohnung und erbitten sie uns nicht als Geschenk von Gott. Auch in uns ist diese geheime Neigung, die eigenen Tätigkeiten, das eigene Tun vor Gott zu präsentieren, so wie der Pharisäer. Wir halten Gott immer wieder unsere guten Taten vor und wollen ihn – gewissermaßen als von ihm geschuldete Gegenleistung – zu einem bestimmten Handeln zwingen. Selbst in unserem Beten vor Gott berufen wir uns oft auf unsere eigenen Leistungen und fühlen uns dadurch, gewissermaßen als gleichberechtigte Verhandlungspartner, Gott gleichgestellt.

Das ist selbstverständlich eine vollkommen falsche Sicht unserer Beziehung zu Gott. Wer so denkt, der verachtet den, der nicht dasselbe aufweisen kann wie er. Das geht ganz schnell. Wenn wir als Christen versuchen, ernsthaft zu leben, werden wir merken, wie schnell wir in Gefahr sind, andere Menschen, die vor Gott scheinbar nicht dasselbe „leisten“ wie wir, zu verachten. Die eigene vermeintliche Gerechtigkeit wird dann zum Maßstab für andere genommen. Aber durch diese Verurteilung anderer verurteilen wir uns letztlich selber. Darum sollten wir uns diesbezüglich immer wieder sehr genau in unserem Herzen prüfen!

„Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.“ (vgl. Vers 10-12)

Jesus bringt also hier das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner als Beispiel. Sie haben beide das gleiche Ziel, nämlich den Tempel; sie haben beide den gleichen Willen – sie wollen dort beten – und sie haben sogar beide das gleiche Verlangen, nämlich vor Gott bestehen zu können. Und beide sind von ihrem Gebet vor dem wissenden Gott überzeugt. Der Pharisäer, betet:

„Gott, du weißt, was ich alles für dich tue, also berücksichtige es bitte bei der Endabrechnung.“ Der Zöllner betet: „Gott, du weißt, wie erbärmlich ich bin. Habe Erbarmen!“ Beide stehen sie in Ihrer Art voller Überzeugung vor dem allwissenden Gott.

Durch das, was er sagt, verrät der Pharisäer seine innere Haltung, seine Selbstgerechtigkeit und Verachtung. Diese beiden Dinge, Selbstgerechtigkeit und Verachtung, sitzen gewissermaßen als Bazillen auch in unserem Herzen. Wenn wir das nicht zugeben, haben wir uns selbst noch nicht erkannt. Ohne Selbsterkenntnis aber gibt es keinen Weg zur Heiligkeit. Da müssen wir uns selbst gegenüber ganz ehrlich sein.

Der Pharisäer im Gleichnis verrichtet nun sogar Werke der Übergebühr, also nicht bloß das, was er dem Gesetz nach tun muss. Das Gesetz verlangt Fasten am Versöhnungstag, er aber fastet zweimal in der Woche. An dieser Stelle des Gebetes wird sehr deutlich, dass er in seinem Gebet Gott eigentlich schon vergessen hat und nur noch sein Ich im Vordergrund steht. Da sollten auch wir unser eigenes Gebetsleben prüfen: Morgengebet, Abendgebet, während des Tages, Anbetung usw Wer steht bei unserem Beten im Vordergrund? Ist es Gott oder ist es mein eigenes Ich?

„Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (vgl. Vers 13)

Ein Zöllner galt im Judentum Jesu als öffentlicher Sünder, denn er arbeitete für die Heiden, nämlich für die Römer. Zudem betrog er die Menschen, indem er oft auf den eigentlich fälligen Betrag daraufschlug, um daran zu verdienen.

Der Zöllner des Gleichnisses weiß um sein Ausgestoßen-Sein aus der Gemeinschaft der Juden. Er erhebt nicht einmal seinen Blick zum Himmel und er trauert über seine Schuld. Sein falsches Handeln reut ihn, aber menschlich gesehen ist seine Lage hoffnungslos. Denn nach der Lehre der Pharisäer muss er, wenn er umkehren will, alles zurückerstatten was er ungerecht erworben hat, um Vergebung zu erlangen. Aber das meiste davon hat er selbstverständlich wieder aufgebraucht um davon zu leben. Wie soll er also all das zurückgeben, was er zu viel verlangt hat? Woher soll er es nehmen, ohne erneut zu betrügen? Eine Rückkehr in die Kultgemeinde war daher für ihn nach der Lehre der Pharisäer also praktisch unmöglich. Daher kann er nur auf die Barmherzigkeit Gottes hoffen, dass ihm alles geschenkt wird. Eine andere Hoffnung hatte er nicht.

Das ist der extreme Unterschied zwischen den beiden Betenden: Der Pharisäer trägt Gott quasi vor, was er alles getan hat und wie gut er ist. Der Zöllner aber ist vollkommen hoffnungslos. Er kann keine seiner Übeltaten von sich aus wieder gutmachen Er ist total auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen. Und genau das ist der entscheidende Punkt.

„Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause hinab, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (vgl. Vers 14)

In der Formulierung Jesu: „Ich sage euch…“ wird deutlich, dass er nun eine Position vertritt, die im Gegensatz zur Meinung seiner Zuhörer steht: Nicht der Pharisäer, der ja skrupulös das Gesetz von A bis Z und sogar darüber hinaus befolgt und gute Werke tut, sondern der sündige Zöllner, der ohne jede Hoffnung außerhalb der jüdischen Kultgemeinde steht, ist gerechtfertigt. Denn die Rechtfertigung kommt von Gott. Der Zöllner war total auf Gott angewiesen, hat alles von Gott erwartet und auch alles von ihm bekommen. Diese Gerechtigkeit ist Geschenk Gottes – Rechtfertigung, Vergebung, Barmherzigkeit – und lässt sich eben nicht durch eigene Leistung verdienen.

Dieser Gedanke durchzieht die ganze Hl. Schrift. Das, was wir leisten, ist Ausdruck unserer Liebe. Wir werden jedoch in unserer Liebe zu Gott nie genug tun können, weil Gott so unendlich barmherzig ist. Die Liebe ist das Einzige, was – menschlich gesehen – dem entspricht, was Gott uns gibt. Nur wer das einsieht, dass nämlich die Gerechtigkeit, die Rechtfertigung und die Erlösung Geschenk Gottes sind und nicht eigene Leistung, hört auf, andere zu verachten, denn er weiß: Wenn sie umkehren, wird Gott auch ihnen alles schenken. Er weiß, dass auch er absolut auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen ist. Wer hingegen sein Vertrauen auf sich allein setzt, der erhöht sich selbst. Er macht sich zu Gott, denn er hält seine Werke für genauso wertvoll wie die Werke Gottes.

Wer aber seine Unzulänglichkeit anerkennt und sich unter die andern stellt, wird erhöht werden, sagt Jesus. Das ist im Prinzip der Inhalt des Magnifikat Mariens und es ist das, was im Leben all der Menschen, die Christus ernsthaft nachgefolgt sind – seien sie nun heiliggesprochen oder nicht –, ganz klar greifbar ist. Sie haben ihr eigenes Unvermögen tief und vollkommen erkannt und alles von Gott erwartet, sodass der hl. Vinzenz Pallotti sagen kann: Ich bin nichts und Sünde, aber jetzt, da ich der größte Sünder bin, kannst Du aus mir das größte Wunder deiner Barmherzigkeit machen. Das ist die Grundhaltung, der wir im Evangelium immer wieder begegnen, und es ist der schnellste Weg zur Heiligkeit, diesem Geschenk Gottes.

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