Was ist die Definition von Anathema und seine Bedeutung?
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Credopedia Was ist die Definition von Anathema und seine Bedeutung?

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Was ist die Definition von Anathema und seine Bedeutung?

Das Anathema (auch Kirchenbann genannt) bezeichnet eine Verurteilung durch die Kirche. Wie es dazu kommen kann und was es beinhaltet erfährst du hier.

min Lesezeit | Bernhard Meuser

Was ist das?

Kommunion, Exkommunikation, Kirchenbann

Das Wort „Kommunion“ kommt aus dem Lateinischen („communio“) und bedeutet „Gemeinschaft“. In lebendiger „communio“ mit den anderen Getauften zu sein, gehört wesentlich zum Christsein, ebenso wie das Bekenntnis zum vollen Glauben der Kirche (= Credo), zu den sieben Sakramenten und die Teilnahme am Gottesdienst, insbesondere der Eucharistie, wo Christen sich mit Christus und untereinander im Empfang seines Leibes und Blutes auf unvergleichliche Weise vereinigen. Man nennt das auch „kommunizieren“. „Exkommunikation“ ist nicht nur der Ausschluss vom Kommunionempfang; sie ist die Aufhebung der kirchlichen Gemeinschaft mit einem Einzelnen oder einer Gemeinschaft, der (oder die) offen gegen Lehre und/oder Praxis der Glaubensgemeinschaft verstößt. Die „Exkommunikation“ kann von der Kirche offiziell erklärt oder zurückgenommen werden, oder man zieht sie sich automatisch zu. In YOUCAT 237 heißt es: „Ein Katholik, der beispielsweise einen Mord begeht oder bei einer Abtreibung mitwirkt, schließt sich automatisch aus der sakramentalen Gemeinschaft aus; die Kirche stellt diesen Zustand nur fest. Die Exkommunikation hat die Absicht, den Sünder zu bessern und wieder auf den richtigen Weg zu führen.“ Unter dem Kirchenbann oder einem Anathema (urspr. aus griech. anathema = das dem Zorn der Götter Überlieferte) versteht man die kirchliche Reaktion auf eine Irrlehre. So, wie die Kirche grundsätzlich verbindlich (= dogmatisch) lehren kann, so ist sie auch zu verbindlichen Lehrverurteilungen befugt, wobei immer die Lehre verurteilt wird, nicht der Mensch. Wegen dem Missbrauch mit dem Kirchenbann, der im Mittelalter inflationär verwandt und auf Personen bezogenen wurde, ist die Kirche in den letzten Jahrhunderten sehr vorsichtig mit dem Instrument umgegangen und hat nur noch Erklärungen über die Unvereinbarkeit von Lehrmeinungen mit der Lehre der Katholische Kirche festgestellt oder einzelnen katholischen Theologen die Lehrbefugnis entzogen.

Was sagt die Heilige Schrift?

Mit dem Zeitalter der Apostel und dem Anbruch der Kirche in den vielen Gemeinden des Neuen Testaments ging es sofort auch um die Einheit der Glaubensgemeinschaft und die Kontinuität der unverfälschten Lehre. Verkürzt gesagt, gehörte zur Kirche, wer „an der Lehre der Apostel“ festhielt, zudem „am Brechen des Brotes und an den Gebeten.“ (Apg 2,42) An kaum etwas ist der Apostel Paulus mehr interessiert, als am Erhalt der „gesunden Lehre“ (Tit 1,9 und an vielen anderen Stellen). Beständig warnt Paulus vor falschen Verkündigern: „Es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen“, so dass er sogar sagt: Auch „wenn wir selbst oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten als das, das wir verkündet haben - er sei verflucht.“ (Gal 1,8) Paulus hat Angst vor gottlosen Lehrern: „.... ihre Lehre wird um sich fressen wie ein Krebsgeschwür.“ (2 Tim 2,17). Die römische Gemeinde soll „auf die Acht ... geben, die im Widerspruch zu der Lehre, die ihr gelernt habt, Spaltung und Verwirrung verursachen: Haltet euch von ihnen fern!“ (Röm 16,17). Vor allem aber ist es die Aufgabe der Bischöfe - also der Nachfolger der Apostel – über die Integrität der Verkündigung zu wachen. Sie sind die obersten Priester, Lehrer und Leiter der Kirche. Bei seiner Abschiedsrede in Milet ermahnt Paulus sie: „Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Vorstehern bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche des Herrn sorgt, die er sich durch sein eigenes Blut erworben hat. Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen. Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen.“ (Apg 20,28-30)

Die kleine YOUCAT-Katechese

Exkommuniziert sich die Kirche gerade selbst?

Es fühlt sich gerade so an, als würde die Kirche nicht mehr dazugehören, als wäre sie aus der Zeit gefallen - ein rätselhaftes Gebilde mit sonderbaren Ritualen und komischen Lehren. Aber hat die Kirche je richtig dazugehört?

Nun ist sie immerhin 2000 Jahre alt. Und dass es sie noch immer gibt, ist ein Wunder. Sie startete chancenlos in den Hauskirchen Jerusalems und überlebte in römischen Katakomben. Kaiser Konstantin machte sie, ohne groß zu fragen, zum Staatskult. Keltische Clans übersetzten sie in die kampfeslustige Vorstellungswelt ihrer Stämme. Inquisitoren benutzten sie, während sie das Gold ferner Länder stahlen, und Indios übernahmen sie - gegen das Zeugnis ihrer Eroberer. Immer schafften es Christen auf wundersame Weise, in etwas sehr Fremdes - in die „lebendige Gemeinschaft mit Jesus“ (YOUCAT 12) einzuladen. Denn das ist die Kirche. Sie ist keine normale Einrichtung mit Vereinsstatuten und Kassenwart. Wenn man in die Kirche kommt, geht es darum, „eine Gemeinschaft mit Gott kennenzulernen, die sich seit den Zeiten der Apostel in der Katholischen Kirche unverfälscht erhalten hat.“ (YOUCAT 12)?

Unverfälscht? Es kommt noch schlimmer!

Diese Kirche behauptet tatsächlich „Wahrheit“ im Portfolio zu haben, ja sogar die Präsenz Gottes. „Zwar“, sagt YOUCAT 13, „können einzelne Glieder der Kirche irren und sogar schlimme Fehler machen, aber als Ganze kann die Kirche niemals aus der Wahrheit Gottes herausfallen. Die Kirche trägt eine lebendige Wahrheit durch die Zeit, die größer ist als sie selbst. Man spricht vom depositum fidei, dem zu bewahrenden Gut des Glaubens. Wenn eine solche Wahrheit öffentlich bestritten oder entstellt wird, ist die Kirche aufgefordert, wieder zum Leuchten zu bringen, ´was überall, immer und von allen geglaubt worden ist´. (Hl. Vinzenz von Lérins, † 450).“

Das war schon immer schwer zu glauben. Und deshalb hat man Christen zu allen Zeiten gerne aus der normalen Gesellschaft „exkommuniziert“. In über 50 Ländern der Erde sind heute etwa 200 Millionen Christen zum Teil extremen Verfolgungen ausgesetzt. Eigentlich ist das ein gutes Zeichen.

Eher muss man sich fürchten, wenn Christen nicht mehr anecken, keinen Anstoß mehr erregen, everybodies darling sind und wie geölt in die normale Welt passen. Das genau scheint das Problem der Kirche in der westlichen Welt zu sein: Sie hat sich auf dem Polster ihrer Privilegien ausgeruht, hat sich bis zur Unkenntlichkeit dem Zeitgeist angepasst, hat Salz und Kraft verloren. Schon 1958 (!) urteilte der spätere Papst Benedikt XVI.: „Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszuhöhlen droht. ... Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst. Es wird der Kirche auf die Dauer nicht erspart bleiben, Stück um Stück von dem Schein ihrer Deckung mit der Welt abbauen zu müssen und wieder das zu werden, was sie ist: Gemeinschaft der Glaubenden.“

Die Wiederkehr von Salz und Kraft

Schauen wir auf die frühe Kirche! Die Menschen, die damals aus ihrem jüdischen, griechischen, römischen, heidnischen Milieu ausstiegen, ließen sich taufen und wählten eine Option, die sie aus ihren Milieus „exkommunizierte“. Sie bekehrten sich aus der „nichtigen, von den Vätern ererbten Lebensweise“ (1 Petr 1,18) und setzten alles auf die eine Karte „Jesus Christus ist der Herr“ (Phil 2,11); und das bedeutete: Absage an alle Mächte und Gewalten, die Menschen sonst beherrschen können. Paulus nennt: „Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid, maßloses Trinken und Essen und Ähnliches mehr. Ich sage euch voraus, wie ich es früher vorausgesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.“ (Gal 5,20-21) Das machte sie fremd in ihrer Welt, einer Welt, von der sie sich dennoch nicht als die Besseren absonderten; immer wo sie gut (also wirklich Christen) waren, versuchten sie zu dienen, weil sie in jedem einzelnen Menschen „Christus“ sahen.

So war die wachsende Gemeinschaft der Christen erstens eine freie Option und zweitens eine Gemeinschaft mit scharfem Profil und klarer Identität. Zu diesem Profil gehörte auch, dass man die „exkommunizierte“, die sich dem Geist des Evangeliums widersetzen, Spaltungen in die Gemeinde brachten oder sie durch unsittliches Handeln provozierten.

Das erscheint uns heute übergriffig und intolerant

Aber muss eine Gemeinschaft, die ihre Identität bewahren und an ihren Rändern nicht ausfransen will, nicht auch sagen dürfen, wer noch zu ihr gehört und wer sich eigentlich längst davongestohlen hat? „So wie es auf dem Fußballfeld keine Freiheit zum Handspiel geben kann, kann es innerhalb der der Kirche keine evangeliumswidrige ´Religionsfreiheit´ geben.“ (Jochen Teuffel) Wer Foul spielt, schließt sich doch selbst aus dem Spiel aus. Das tut den Mitspielern weh. Und es schmerzt sie auch, wenn ein Bischof das tun muss, wozu er da ist: Aufpassen! Das griechische Wort für Bischof ist episkopos = Aufseher; wir würden heute sagen: Supervisor. Denn es gibt leider nicht nur gute Theologen, die ein großer Segen für die Kirche sind. Es gibt leider auch die „falschen Lehrer“ im Herzen der Kirche, die sich selbst für das Lehramt, Jesus für einen von unserer Sorte, die Auferstehung für ein nettes Symbol, die Zehn Gebote für überholt und die Abtreibungsfirma „Planned Parenthood“ für kompatibel mit dem Evangelium halten. Bevor ahnungslose Studenten bei Ihnen lernen und sich, um nicht durch die Prüfung zu rasseln, zur Lüge statt zum Evangelium bekennen, muss der Hirte seiner Herde aufstehen und sagen: Lieber Freund, Du kannst lehren, was du willst. Aber nicht im Namen der Kirche.