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Mi., 16. November 2022Lesezeit 10 minFather Hans Buob

Christkönigsfest

Biblische Predigten zu den Sonntagsevangelien im Lesejahr C

Reproduction of "Christ the King", by Charles Bosseron Chambers, 1920-1950.

Bibelstellen


Lukas 23,35-43

Das Volk stand dabei und schaute zu; auch die führenden Männer verlachten ihn und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Biblische Predigten


„Das Volk stand dabei und schaute zu; auch die führenden Männer verlachten ihn und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!“ (vgl. Vers 35-37)

Gerade am Christkönigsfest stellt uns die Kirche im Evangelium Christus am Kreuz vor Augen, an dem sein Königtum auf dem Nullpunkt angekommen zu sein scheint. Er hat äußerlich scheinbar keine Macht. Er ist total besiegt, und doch kommt gerade hier sein Königtum am tiefsten zum Ausdruck.

Selbst die Obersten des Volkes verspotten Jesus am Kreuz: Andern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen, der erwählte Messias. Das zeigt, dass sich sein Königtum durch nichts von seiner Entscheidung abbringen lässt. Es muss schon ein tief greifender Schmerz gewesen sein, sowohl für Jesus am Kreuz, aber auf göttliche Weise auch für den Vater im Himmel, dass gerade diejenigen, die das Volk zu Jesus führen sollten, die Obersten des Volkes, die vom Alten Testament her das Kommen Jesu im Volk vorbereiten sollten, dass gerade sie ihn und sein Königtum verspotten und ihn ans Kreuz bringen. Gott aber gerät – menschlich gesprochen – nicht in Zorn, sondern er hält diesen Spott aus. Und genau das ist die innere Kraft des Königtums Christi, das ist die innere Kraft seiner Person – er hält diesen Spott aus zur Erlösung auch der Spötter. Das ist Größe. Aber noch einmal: Welch ein Schmerz für den Vater im Himmel, welch ein Schmerz für Jesus, ein innerer Schmerz, der zur Erlösung beiträgt. Ausgerechnet die, die ihm von Ewigkeit her nach dem Willen Gottes den Weg bereiten sollen, bringen ihn ans Kreuz und verspotten ihn sogar noch. Aber sein Königtum lässt sich durch nichts von seiner Entscheidung abbringen, nämlich gerade darin sein Königtum zu sehen, für uns zu sterben und damit zu siegen.

Doch nicht bloß die Gläubigen des Volkes, sondern sogar „die Soldaten verspotteten ihn“, die Heiden, die römischen Soldaten oder ihre Vasallen. Im Verspotten ihres gemeinsamen Erlösers sind sich die eigentlichen Todfeinde – römische Besatzer auf der einen und jüdisches Volk auf der anderen Seite – plötzlich einig. Doch Jesus gibt nicht auf. Er rächt sich nicht.

Einem solchen König, der sich so tief erniedrigen lässt um uns zu erlösen, der sich nicht wehrt für seine Ehre, die hier verspottet wird von den Obersten des Volkes, also den Gläubigen und von den Heiden, einem solchen König kann man vertrauen. Auch wenn ich sündig geworden bin, kündigt mir dieser König nicht. Er kündigt selbst denen, die ihn verspotten, nicht. Er stirbt für sie. Welche Erniedrigung, aber welche Kraft des Königtums erleben wir hier in ihm.

„Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden.“ (vgl. Vers 38)

Auf der Tafel über dem Kreuz steht ein fast schon furchtbarer Spruch: „Das ist der König der Juden.“ Dieser Satz ist einerseits ein Spott: Das soll der König der Juden sein; zum andern aber eine wunderbare, weil wahre Aussage: Das ist der König, der wirklich siegt, auch über den Spott, und der sich selbst nicht besiegen lässt durch den Spott. „Das ist der König der Juden“, der wirklich siegt und sich auch nicht von Gefühlen des Zornes und des Hasses besiegen lässt. Er gibt die Erlösung nicht auf. Und noch einmal: So einem König kann man vertrauen! Wie viele Könige der Welt haben aus Wut, Hass oder Ärger Menschen umgebracht? Solchen Königen kann man nicht vertrauen. Jesus aber erweist sich als wahrer König. Deshalb ist die Inschrift auf der Tafel berechtigt: König der Juden. König der ganzen Welt.

„Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ (vgl. Vers 39-42)

Dann hören wir von dem einen Verbrecher, der Jesus mit den anderen zusammen verhöhnt. Interessanterweise verspotten bei Mt und Mk beide Schächer Jesus, bei Lk aber nur einer. Diese unterschiedliche Darstellung der Evangelien lässt sich so erklären, dass sich inzwischen – sie waren ja Stunden am Kreuz gehangen – einer der beiden Schächer bekehrt hat. Das war auch ein Sieg des Königtums Jesu, nämlich der Sieg seines Königtums über das Herz eines Menschen, eines Verkommenen, eines Sünders. Und hier kommt ganz klar zum Ausdruck, wo sein Reich Jesu ist, nämlich in den Herzen der Menschen, die es zulassen. Durch die Selbsterkenntnis dieses Schächers, der ja selber sagt: „Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten.“, kommt er auch zur Christuserkenntnis: „Dieser aber hat nichts Unrechtes getan.“ Aber die Selbsterkenntnis geht immer voraus. Wir müssen uns immer zuerst einmal selbst erkennen im Lichte Gottes, dann werden wir das Geheimnis Christi noch tiefer erkennen. Als einziger von allen Personen, die in diesem Evangelium sprechen, bezeugt der bekehrte Verbrecher damit die Unschuld des Gekreuzigten.

Und dann offenbart er seinen festen Glauben mit der Bitte: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ – Da er Jesus bei seinem Namen nennt, muss er doch schon früher etwas von Jesus gehört haben, als er noch ein Verbrecher war. Damals hat er sich nicht bekehrt. Am Kreuz aber hat Jesus sein Herz besiegt und der Schächer erkennt in Jesus den Messias und glaubt an die Auferstehung und an die Macht und Erhabenheit des Königtums Jesu.

„Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (vgl. Vers 43)

Interessanterweise schweigt Jesus zu allen Lästerungen und Verspottungen, die ihn dort am Kreuz treffen. Denken wir an das Evangelium vom letzten Sonntag, in dem geschildert wird, was die Menschen zu erwarten haben, die treu bleiben in dieser letzten Zeit, in der die Kirche abgebaut wird und in der viele Zeichen geschehen. Auf die Bitte des Schächers aber antwortet er sofort: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Nicht erst, wenn ich wiederkomme, sondern heute noch. Auf die Bekehrung des Schächers hin antwortet Jesus sofort. Das ist typisch für Gott. Das ist Königtum. Jesus wartet und kaum haben wir ausgesprochen, dass wir umkehren wollen, ist sofort seine erbarmende Liebe am Werk und bietet sich an: Der Schächer teilt nun sein Leiden mit Jesus und bereut in Demut seine Schuld. Er hofft auf den König mit der Dornenkrone. Mit ihm darf er dann auch die Seligkeit teilen.

In diesen Worten und Geschehnissen am Kreuz scheint etwas durch von der Erhabenheit und Größe des Königtums Christi, der für sein Volk stirbt. Diese Kraft des Königtums Christi haben wir im Reiche Gottes durch zwei Jahrtausende hindurch erlebt. Hier erfahren wir im Glauben: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, sondern das Reich Gottes, mein Reich ist in euch.

In den Augen der Welt scheint dieses Reich Gottes freilich ohnmächtig zu sein. Nicht umsonst wird in so mancher Literatur oder in manchen Jesusbüchern der letzten Jahrzehnte dies alles geradezu lächerlich gemacht: Das Reich Christi, das ja die Kirche ist, die immer mehr abgebaut wird, wie es Jesus vorausgesagt hat vor seinem Tod, scheint in den Augen der Welt ohnmächtig zu sein. Die Menschen lächeln, wenn der Papst seine Stimme erhebt oder wenn Menschen der Kirche von Christus sprechen. Die Welt spottet. Sie lächelt mitleidig. Sie hält sich überhaupt nicht mehr an die Aussagen der Kirche. Sie interessiert sich gar nicht mehr dafür. Aber in den Schwachen offenbart sich das Reich Christi der Welt. Wir haben im vergangen Jahrhundert mehr Märtyrer als insgesamt in den 1900 Jahren zuvor. In diesen Menschen offenbart sich das Reich Gottes, in den Schwachen. Sie sind dort stark, wo die Kinder dieser Welt sofort zusammenbrechen und aus lauter Angst sofort alles tun, was man von ihnen verlangt, bis hin zum Abfall vom Glauben. Wie oft haben hingegen gerade die Kleinen, Schwachen und Unscheinbaren, wenn sie gefordert werden und Christus bekennen sollen bis auf den Tod, eine Kraft in sich, die nicht aus ihnen selber kommt und die kein Mensch in ihnen vermutet hätte. In den Schwachen offenbart sich dieses Reich Gottes der Welt, wie schon Paulus sagt: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10) In dem Schächer, der den Mut hat, vor der spottenden Menge Christus zu bekennen, genauso im Hauptmann, der unter dem Kreuz steht und schließlich bekennt: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ (Mk 15,39), offenbart Christus der Welt sein Reich. So haben also alle letztlich Christus als König am Kreuz bekannt, der Schächer stellvertretend für die Juden, der Hauptmann stellvertretend für die ganze Heidenwelt. Christus ist der König aller Menschen.

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