Welches sind die 3 wichtigsten katholischen Gebete?
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Welches sind die 3 wichtigsten katholischen Gebete?

Beten gehört zur täglichen Routine eines Christen, aber was sind die wichtigsten katholischen Gebete? Hier findest du einen Überblick.

min Lesezeit | Bernhard Meuser

Was ist das?

Das Gebet

In fast allen Religionen gilt das Gebet als fundamentale Praxis der Verehrung und Anerkennung von etwas Göttlichem. Menschen hatten Ehrfurcht vor dem Geheimnis und suchten in Einklang damit zu kommen. So entstanden Gebetszeichen, Riten und Worte, oft auch magische Formeln, mit denen man Gott beschwören wollte. Christliches Beten ist keine Magie sondern Ausdruck einer Beziehung. Das Christentum betet Gott in drei Personen an; und letztlich richten sich alle Gebete an diesen Gott. Es können allerdings auch Heilige angerufen, freilich niemals angebetet, werden. „Das Gebet“ heißt es in YOUCAT 469, „ist die Hinwendung des Herzens zu Gott. Wenn ein Mensch betet, tritt er in eine lebendige Beziehung mit Gott ein.“

Im Christentum gibt es unterschiedliche Formen des Gebets. „Die fünf Hauptarten des Gebets sind der Segen, die Anbetung, das Bitt- und Fürbittgebet, das Dankgebet und das Lobgebet.“ (YOUCAT 483) Christ kann man nicht sein, ohne zu beten. „Seit frühesten Zeiten beten Christen mindestens am Morgen, zu den Mahlzeiten und am Abend. Wer nicht regelmäßig betet, wird bald gar nicht mehr beten.“ (YOUCAT 499). Wichtig ist das private Gebet des Einzelnen; wichtiger noch ist aber das gemeinsame Gebet im „Stundengebet“ und der Liturgie der Kirche.

Was sagt die Heilige Schrift?

Schon in den ältesten Zeiten des Volkes Israel rief man „den Namen des Herrn“ (Gen 4,26) an. Die 3000 Jahre alten Psalmen werden bis heute gebetet. Jesus lebte ganz aus dem Gebet und lehrte seine Jünger zum „Vater“ zu beten. Bekannte Schriftstellen:

  • Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. (Lk 1,46, das „Magnifikat“)
  • Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat! Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. (Lk 11,1-2)
  • Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Denn das will Gott von euch, die ihr zu Jesus Christus gehört. Löscht den Geist nicht aus! (1 Thess 5,16-19)
  • Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen. (Eph 6,18)
  • Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! (Phil 4,6)

Die kleine YOUCAT-Katechese

Wie geht Beten?

Vielleicht lernen wir es von dem Bergsteiger. Es gibt ja das Sprichwort „Not lehrt Beten“. Da ist also der Witz vom Bergsteiger, der an der Steilwand ausgerutscht ist und sich gerade noch an einem Felsvorsprung festkrallen kann. Eine Weile geht es, aber dann lassen die Kräfte nach. Verzweifelt ruft er zum Himmel: „Ist da jemand?“ - „O, ja!“, tönt es machtvoll aus den Wolken. „Was soll ich tun?“ - „Sprich ein Gebet, mein Sohn - und dann lass los!“ Der Bergsteiger grübelt; viel Zeit hat er nicht. Schließlich ruft er: „Ist da vielleicht sonst noch jemand?“

Witze sind Anzeigetafeln für das, was die meisten Menschen so denken - vermutlich: Kann schon sein, dass es irgendwo einen Gott gibt. Aber besser man verlässt sich nicht darauf. Besser man klammert sich an handfestere Dinge. Und so betrachten sie Menschen, die intensiv beten (oder es auch nur behaupten) weniger mit Bewunderung als mit Skepsis. Vielleicht tragen diese Leute ja den Kopf in den Wolken, damit sie sich der Wirklichkeit nicht stellen müssen?

In Wahrheit ist es umgekehrt

Beten ist der intensivste Kontakt mit der Wirklichkeit.

Wenn es Gott gibt - und davon ist der christliche Glaube felsenfest überzeugt - dann ist Gott das Allerwirklichste, wirklicher als die Hand vor unseren Augen, realer als alles, was uns real und wirklich erscheint. Dann ist das In-Beziehung-sein-mit-Gott – und das meint Beten - das Natürlichste von der Welt und „so menschlich wie Atmen, Essen, Lieben“ (YOUCAT 470). Beten funktioniert also nur unter fünf Voraussetzungen:

  1. Es gibt diesen Gott, den die Christen verehren.
  2. Dieser Gott ist keine namenlose, im Orbit wabernde Energie.
  3. Dieser Gott ist irgendwie Person, Geist, Wille und Freiheit (denn wenn es der Mensch schon ist, dann Gott dreimal).
  4. Dieser Gott interessiert sich für uns.
  5. Dieser Gott ist permanent zu sprechen. „Gott erkennen, ihm dienen“, heißt es in YOUCAT 352, „ihn anbeten – das hat absolute Priorität im Leben.

Und wenn man unsicher ist?

Von Martin Buber gibt es eine Chassidische Legende, die messerscharf den entscheidenden Punkt herausarbeitet: Entweder ist Gott ein Gerücht und Beten ein Stochern im Nebel. Oder ER ist eine Wirklichkeit, dann ist Beten der einzig angemessene Umgang damit. Sie geht so: Ein Aufklärer kam zu Rabbi Levi Jizchak, um „die Beweisgründe für die Wahrheit seines Glaubens zuschanden zu machen“. Der Rabbi hörte sich schweigend die Reden des Spötters an; dann aber sah er ihm ins Gesicht und sagte nur diesen einen Satz: „Vielleicht ist es aber wahr!“ Es heißt, dem Aufklärer schlotterten die Knie beim Anblick des weisen Alten. Schließlich sagt der Rabbi: „»Mein Sohn, die Großen der Thora, mit denen du gestritten hast, haben ihre Worte an dich verschwendet, du hast, als du gingst, drüber gelacht. Sie haben dir Gott und sein Reich nicht auf den Tisch legen können, und auch ich kann es nicht. Aber, mein Sohn, bedenke, vielleicht ist es wahr.« Der Aufklärer bot seine innerste Kraft zur Entgegnung auf; aber dieses furchtbare »Vielleicht«, das ihm da Mal um Mal entgegenklang, brach seinen Widerstand.

Muss man erst glauben, um beten zu können?

Oder muss man erst beten, um glauben zu können? In YOUCAT 469 heißt es: „Beten ist das große Tor in den Glauben.“ Die Pop-Ikone Nina Hagen hat einmal davon erzählt, wie sie ihren Durchbruch zum Glauben erfahren hatte - mitten in einer dramatischen Phase ihres Lebens. Abgemagert und drogensüchtig hauste sie in einem besetzten Haus in Amsterdam und wusste nicht mehr ein noch aus: „Da habe ich eine ganze Nacht zu Jesus geschrien. Am Morgen wusste ich: Er ist da.“ Ich neige auch eher zur Auffassung: Das Beten ist früher da als der Glaube., Durch Beten kommt man zum Glauben – einmal, am Anfang, und dann immer wieder im Leben.

Beten ist Beziehungspflege

Wenn wir von Gott kommen, von Gott jeden Tag im Sein gehalten werden, jede Sekunde von ihm abhängig sind und – vorwärts, rückwärts, seitwärts - nirgendwo anders hinlaufen als in seine Arme, dann ist das Gebet die fundamentale Weise, wie wir mit dem Herzen bei der Sache und im Angesicht der Wirklichkeit sind. Das Gebet, sagt YOUCAT 469: „... ist die Hinwendung des Herzens zu Gott. Wenn ein Mensch betet, tritt er in eine lebendige Beziehung mit Gott ein.“

Schön gesagt, wie kommt man aber von Null auf Hundert? Vielleicht sollte man sich zunächst eine Besonderheit vor Augen halten: „Beten kann man ... nicht lernen“, sagt YOUCAT 469, wie man eine Technik lernt. Beten ist, so merkwürdig es klingt, ein Geschenk, das man durch Beten erhält.“ Man kann sogar sagen: Das Gebet ist schon da in uns, lange bevor wir planen zu beten. „Es“ betet in uns. Wir merken es nur nicht, weil selten wirklich bei uns sind. Wir laufen draußen herum, sind zerstreut (und suchen die Zerstreuung), beschäftigen uns mit tausend Dingen, kommen nicht zu uns, sind unserem eigenen Herzen entfremdet. Wären wir wirklich bei uns, würden wir das Geheimnis jeder menschlichen Seele entdecken: Es gibt sie - die innere Achse, die aus der Tiefe meiner Seele aufsteigt und nicht mehr endet, bis sie mitten im Herzen Gottes ankommt. Diese Achse ist nicht zerstörbar. Sie ist auch nicht von Bedingungen abhängig. In uns ist etwas, das sich nach Gott sehnt, das Gott schon „kennt“, lange bevor wir offiziell mit ihm Bekanntschaft machen.

Der Heilige Geist, so lesen wir bei Paulus in der Heiligen Schrift, nimmt sich „unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.“ (Röm 8,26)

Beten praktisch

Die erste Regel ist: Plane Zeit ein. Du wirst mit Gott nicht ins Gespräch kommen, wenn ihm nicht Zeit gibst, in dein Leben hineinzusprechen.

Zweite Regel: Du brauchst einen Ort, wo du für Gott da bist. Das sollte vielleicht nicht das Bett sein, wo du allenfalls in der Lage bis, schlaftrunken noch einen Gedanken nach oben zu funken. Aber es könnte durchaus die Bettkante sein, auf der du am Morgen oder in der Nacht Zeit mit Gott verbringst.

Dritte Regel: Organisiere Stille, wenn du betest. Vielleicht hilft dir dabei das Anzünden einer Kerze. Schalte alle Lärmquellen aus. Deponiere das Smartphone draußen vor der Tür. Wenn Stille in dir ist, kannst du auch mitten im Gewühl der U-Bahn quasi in einem Raum mit Gott sein. (Ich bete zum Beispiel gerne während langer Autofahrten.)

Vierte Regel: Wechsle zwischen klassischen Gebeten und Gebeten, die aus deinem Herzen aufsteigen. Wenn du nur „vorformuliert“ betest, wird dein Beten vielleicht steril und formell; wenn du nur frei betest, bist du in Gefahr immer das Gleiche aufzusagen oder zu erbitten.

Fünfte Regel: Sieh zu, dass der Lobpreis und die Dankgebete im Vordergrund meines Betens stehen – im Horizont des Dankes darf man auch vortragen, was immer man auf dem Herzen hat: „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet.“ (Lk 11,9)

Sechste Regel: Sprich mit Gott nicht in gestelzter Kirchensprache, sondern wie mit einem Freund. ER versteht dich.

Siebte Regel: Bete mit Freunden. Geh zu einer gemeinsame Anbetung. Organisiere einen Lobpreis. Trefft euch zu einem gemeinsamen Gebet aus der Bibel oder einem Gebetbuch.

Achte Regel: Denke nicht, Gott sei ein Löwe, der dich auffrisst, wenn du ihm zu nahe kommst. Bei Gott ist es schön.