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Mi., 13. April 2022Lesezeit 10 minFather Hans Buob

Ostersonntag

Biblische Predigten zu den Sonntagsevangelien im Lesejahr C

The Resurrection, by Sebastiano Ricci (ca. 1715).

Bibelstellen


Johannes 20,1-18

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Biblische Predigten


Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. [Vv. 1-2]

Am ersten Tag, frühmorgens, als es noch dunkel ist, geht Maria von Magdala zum Grab Jesu. Diese relativ genaue Schilderung der äußeren Situation verweist auf etwas darüber Hinausgehendes, denn es handelt sich hier um das Wort Gottes, und Johannes nimmt immer wieder äußere Situationen, um uns etwas Grundsätzliches zu offenbaren. In diesem Fall ist das Dunkel Zeichen der Trauer, der Hoffnungslosigkeit und des Schreckens. Jesus ist tot und niemand glaubt mehr an das Leben, auch nicht Maria von Magdala. Sie geht nur hinauf, um den toten Jesus noch einmal zu sehen.

Als sie aber sieht, dass das Grab offen und der Stein weggewälzt ist, geht sie nicht etwa hinein und schaut nach, sondern sie läuft sofort zu Simon Petrus und zu Johannes („dem Jünger, den Jesus liebte“) und berichtet ganz aufgeregt, dass jemand den Leichnam Jesu aus dem Grab genommen habe. Denn da sie das Grab offen vorfand, war für sie ganz klar, dass der Leichnam gestohlen worden sein muss.

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. [Vv. 3-5]

Petrus und der andere Jünger erfüllen trotz ihrer Angst die Bitte der Maria von Magdala und schauen nach, was da wohl los ist. Man muss dabei bedenken, dass die Jünger noch immer große Angst hatten, dass ihnen das Gleiche passieren könnte wie Jesus, dass man auch sie suchen und kreuzigen würde. Deshalb rennen sie in großer Eile zum Grab, um nicht entdeckt zu werden. Man spürt geradezu etwas von dieser Angst in ihnen.

Dennoch gehen sie also hinaus und kommen zum Grab. Obwohl beide zusammen laufen, ist Johannes schneller als Petrus und kommt als erster zum Grab. Johannes ist der Jünger der Liebe. Das wird immer wieder betont. Und diese Liebe erkennt. Wir erkennen Gott nicht mit dem Verstand, sondern nur durch die Liebe. Wenn ich ein Du liebe, kann es sich mir offenbaren. Und den Liebenden drängt es nun, deshalb läuft er schneller als Petrus. Aber obwohl er als Erster zum Grab kommt, wartet er. Er geht nicht hinein. Johannes anerkennt in seinem Evangelium Petrus immer ganz bewusst als den Ersten der Apostel, als den Felsen. Darum lässt Johannes auch in dieser Situation Petrus den Vortritt: Obwohl ihn in seiner Liebe sicher alles danach drängt, nach seinem Jesus zu schauen, hat er doch Achtung vor dem Amt, das dieser Jesus dem Petrus gegeben hat.

Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. [Vv. 6-10]

Johannes hat also bereits in das Grab geschaut und die Leinenbinden entdeckt. Petrus aber geht jetzt ins Grab hinein und sieht nicht nur die Leinenbinden, sondern auch das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte. Sie entdecken also schrittweise eines nach dem anderen. Aber nur von Johannes heißt es: „er sah und glaubte.“ Johannes hat also in seiner Liebe schon etwas geahnt, das Petrus noch verborgen war. Auch hier wieder: Der Liebende erkennt. Petrus sieht nur die Leinenbinden und das Grabtuch, und weiß noch nicht so recht, was er davon halten soll. Auf alle Fälle ist klar, dass der Leichnam Jesu nicht gestohlen worden sein kann, dafür ist das Grab viel zu ordentlich zurückgelassen worden. Es muss also irgendetwas Besonderes passiert sein, aber vor allem Petrus weiß nicht, was, denn „sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.“ (V. 9)

Die beiden Jünger gehen dann einfach wieder nach Hause zurück. Sie haben – vielleicht immer noch aus Angst – nicht weitergeforscht, was mit dem Leichnam Jesu passiert ist. Auch schreibt Johannes nichts davon, dass Petrus nun zu Hause Propaganda gemacht hätte. Er denkt anscheinend gar nicht an so etwas wie Auferstehung.

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. [Vv. 11-15]

Maria aber geht nicht weg. Sie bleibt beim Grab und weint. Es ist wieder die Liebe, die weitersucht. Und während sie weint, beugt sie sich einmal in das Grab hinein und sieht diese beiden Engel. Interessanterweise scheint sie diese Engelserscheinung gar nicht zu berühren. Sie hat ja Jesus gesucht und ist so auf ihn konzentriert, dass selbst die Engel sie nicht davon abbringen, sie nicht erschrecken oder unsicher machen können. Dabei sind doch diese Engelserscheinungen neben den Leinenbinden und dem Schweißtuch wichtige „Beweise“ für das leere Grab.

Auf die Frage der Engel: Warum weinst Du? nennt sie den Grund ihrer Trauer: „Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.“ (V. 13) Doch nicht die Engel antworten ihr, sondern Jesus, der hinter ihr steht und sie so wunderbar fragt: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ (V. 15) Hier steht also nicht mehr wie zu Beginn des Johannesevangeliums die erste Frage Jesu „Was sucht Ihr?“, sondern: „Wen suchst Du?“, denn bei dieser Liebenden ist klar, wen sie sucht. Und Maria fragt sogleich nach ihrem Herrn, wobei klar ist, dass sie als Frau den Leichnam wohl kaum alleine würde zurückholen können, aber auch hier finden wir wieder den Ausdruck der Liebenden. Maria von Magdala ist nicht mehr abzubringen von ihrem Vorhaben, sie hat keine Angst mehr vor den Feinden. Sie hat sich total vergessen. Das ist der liebende Mensch, der so auf Jesus ausgerichtet ist, dass er alles riskiert, auch sein Leben.

Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. [Vv. 16-17a]

Jesus nennt Maria einfach nur bei ihrem Namen und sie fühlt sich mit diesem Namen sofort vollkommen erkannt. Das kann nur Jesus sein, den sie geliebt und begleitet hat und der sie von ihrer Schuld befreit hat. Durch die Nennung ihres Namens fühlt sich Maria angesprochen: Ich bin gemeint. Gott meint mich. Jesus meint mich. Ich bin erkannt. Er kennt mich.

Und sie reagiert ihrerseits mit dem Ausruf: „Rabbuni“ mein Meister. Es ist verständlich, dass sie jetzt, wo er vor ihr steht, ihn umarmen und für sich haben will. Sie möchte ihn festhalten, so dass ihn ihr niemand mehr wegnehmen kann.

Jesus aber entgegnet ihr: „Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.“ (V. 17a) Bisher war er ja an die Erde gebunden und auf ihr wie ein Mensch von Ort zu Ort gegangen. Wenn man bei ihm sein wollte, musste man entweder mitgehen oder eben versuchen, ihn festzuhalten. Jetzt aber macht Jesus Maria deutlich: Das brauchst du nicht mehr. Jetzt bin ich auferstanden. Wenn ich zum Vater gegangen bin, werde ich den Hl. Geist senden und durch diesen Hl. Geist werde ich in dir gegenwärtig sein. Ich werde unter euch gegenwärtig sein. Ich werde immer da sein. Ihr braucht mich nicht mehr festzuhalten. Ihr braucht nicht nach Kafarnaum zu laufen, um mir zu begegnen. Ihr braucht auch nicht mehr in den Tempel nach Jerusalem zu gehen, um Gott anzubeten, weil er dort gegenwärtig ist. Diese Zeit ist vorbei. Ich bin jetzt immer bei dir. Das ist eine wunderbare Zusage.

Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte. [Vv. 17b-18]

Diese Stelle ist das einzige Mal, wo Jesus das Wort „Brüder“ verwendet und damit ausdrückt, dass die Apostel jetzt durch die Erlösung in ein vollkommen neues Verhältnis zum Vater gekommen sind: Mein Vater ist euer Vater und mein Gott ist euer Gott.

Interessant ist auch, dass Jesus Maria sofort wieder wegschickt. Sie hat ihn ja mit einer unendlichen Sehnsucht gesucht. Und jetzt, wo sie ihn gefunden hat, soll sie sofort wieder gehen. Und sie gehorcht! Der Liebende tut das, was der Geliebte will. Sie geht zu diesen zweifelnden, ungläubigen Jüngern, die sich noch immer voller Angst verstecken und noch immer nicht glauben können, und richtet ihnen alles aus, was er ihr gesagt hat. Wir erfahren nichts darüber, wie die Jünger auf die Botschaft Marias reagiert haben. Später heißt es einmal bei den Emmaus-Jüngern: „Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.“ (Lk 24,22-24)

Die Jünger haben nicht geglaubt. Aber sie, die Liebende, reagiert. Die Liebende erkennt, aber sie lässt sich auch wieder wegschicken. Das ist etwas Wunderbares. Der Liebende hält nicht fest, denn festhalten wollen ist Eigenliebe. Der Liebende gibt frei und tut, was der Wille des Herrn ist. Das ist der Ausdruck seiner Liebe und so sollte es auch bei uns sein. Je mehr wir Gott lieben, umso mehr werden wir ihn erkennen. Je mehr wir Gott lieben, umso mehr werden wir eine Sehnsucht haben wie Jesus selbst: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ (Joh 4,34). Und dann werden wir uns senden lassen. ∎

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